Feuchte Luft in historischen Gebäuden: Schadenvorbeugung, -erkennung und -kontrolle
Feuchte Luft in historischen Gebäuden: Schadenvorbeugung,
-erkennung und -kontrolle
Der durch Menschen mitverursachte Klimawandel wird bis zum Ende des Jahrhunderts nicht nur die mittlere Lufttemperatur erhöhen, sondern auch zu einem erheblichen Anstieg der relativen Luftfeuchte führen. Dies führt unmittelbar zu einer Bedrohung der Innenausstattungen von Kirchen und anderen historisch wertvollen Kulturgütern.
Feuchte Luft in Kontakt zu kalten Objekten führt zu
Kondensation von in der Luft gelöstem Wasserdampf. In Kirchen und anderen historischen
Gebäuden speichern die massiven Wände die Kälte des Winters und der Nacht. Im
Sommer, wenn warme feuchte Luft durch falsche Lüftung ins Innere der Gebäude
gelangt, kann dies sogar zu Nebel und/oder
Schwitzwasser führen. In vielen Fällen ist dies die Ursache von Schäden z.B. an
historischen Glasfenstern, an Altären, Orgeln, Gemälden, Schreinen, Teppichen
und sonstigen Objekten. Das Risiko für Schäden ist höher, wenn die Kirchen und
andere historische Gebäude beheizt sind. Dort kann sich im Winter wesentlich
mehr Wasser in der warmen Luft auflösen und dann später nach der Abkühlung
auskondensieren.
Selbst wenn über einen Klimasensor die Innenluft des Gebäudes
kontrolliert und innerhalb des vorgegebenen Klimakorridors liegt, so können
sich feuchtebedingte Schäden trotzdem entwickeln, denn das globale Raumklima in
der Kirche weicht vom lokalen Klima in der Nähe der zu schützenden Kulturgüter
ab. Hierfür werden die Art des Substrates, die Luftzirkulationsrate, die lokale
Temperatur, andere Feuchtequellen, aber auch der pH-Wert und die
Wasserdampfdurchlässigkeit der Objektoberflächen verantwortlich gemacht.
Insbesondere spielen dabei Sorptions- und Desorptionseffekte eine nicht zu
vernachlässigende Rolle.
Daher sind alle Ecken, Faltrolläden, Bänke, Kanzeln, Altäre
usw. oder Objekte an kalten Wänden (Bilder, Teppiche, Kunstobjekte) gefährdet. Es
kann auch passieren, dass falsche Lackierungen bei Holzwerkstoffen zu
feuchtebedingten Schäden (Schimmel) führen, weil die Wasserdampfdiffusion gesperrt
ist.
Um präventiv aktiv zu werden und die risikoreichen Stellen
innerhalb einer Kirche oder eines anderen Gebäudes zu finden, wird ein
mehrstufiges Vorgehen empfohlen:
Hierfür wird ein Tablet mit einer Infrarot-Kamera gekoppelt (Abbildung 1 zeigt das Infrarot-Modul). Da das Infrarot-Modul sowohl eine Linse für den Infraroten Bereich wie auch eine Linse für den sichtbaren Bereich hat, können damit Protokolle hergestellt werden, die das reale Objekt darstellen und zusätzlich das Wärmebild. Damit lassen sich die kalten Stellen in der Kirche oder im Gebäude finden.
Abbildung 1: Infrarot-Kamera zu koppeln an ein Tablet |
Abbildung 2: Infrarot und sichtbares Bild einer Säule aus dem
Xantener Dom
Das Wärmebild links zeigt die kalten Stellen im Raum und zeichnet Kontouren des realen Bildes. Das Bild rechts ist dann ein sichtbares Foto des Objektes. Außerdem werden die Maximal und Minimal-Temperaturen angezeigt, welche den Farben zugeordnet sind. Mit diesem Hilfsmittel ist es nun möglich, die Kaltstellen im Raum einschließlich Temperatur zu erfassen und darzustellen. Für eine Überwachung wären die kältesten Stellen in der Kirche geeignet. Wenn dort außerdem noch wenig Luftaustausch vorherrscht, würden diese Stellen priorisiert. Diese Untersuchung sollte bei größeren Temperaturunterschieden innen und außen vorgenommen werden, also vorzugsweise zwischen Spätherbst und frühem Frühjahr.
2. Schritt: Ermittlung der Taupunktunterschreitungen
Wenn nun die Kaltbereiche gefunden sind, dann ist im nächsten Schritt die Wahrscheinlichkeit einer Taupunktunterschreitung wichtig. Hierfür wird das Kondensat-Messgerät in Abbildung 3 eingesetzt.
Abbildung 3: Kondensat-Messgerät
Das Gerät misst die aktuelle Lufttemperatur und die relative Luftfeuchte in der Umgebung des Gerätes und bestimmt hieraus den Taupunkt. Mithilfe eines Lasers wird dann die Temperatur der Oberfläche gemessen, welche als Kaltstelle im Wärmebild erkannt wurde. Eine Unterschreitung des Taupunktes wird per Alarm angezeigt und eine Balkenskala zeigt die Wahrscheinlichkeit für Kondensat an.
Da die Lufttemperatur und die relative Luftfeuchte sich über den Tag ändern können, ist eine Mehrfachmessung an der gleichen Kaltstelle sinnvoll. Die Messungen sollten vorzugsweise im Spätherbst bis frühes Frühjahr erfolgen.
Speziell im Sommer bei schwüler Witterung kann sehr hohe
Luftfeuchtigkeit in die Kirche eindringen und bei einem Test auf Taupunktunterschreitung
kann alles in der Umgebung einen Alarm auslösen, weil sich Schwitzwasser
bildet. Für einen Nachweis auf falsches Lüften wären diese Messungen auch im
Sommer sinnvoll.
3. Schritt: Fotos der risikoidentifizierten Stellen
Falls sich herausstellt, daß an der Kaltstelle der Taupunkt unterschritten wurde, muß die entsprechende Stelle näher untersucht werden. Hierbei hilft ein Griff mit einer Handy-Halterung und einer Beleuchtung bestehend aus 8 LED mit Diffusor Platte. Hiermit können dann Bilder der Oberfläche gemacht werden, die dann anschließend im Office mithilfe von künstlicher Intelligenz und neuronalen Netzen untersucht werden können.
Abbildung 4: Griff für Handymontage und LED-Diffusor-Beleuchtung darüber
Die Bilder sollten im Pro-Format aufgenommen werden, damit die -raw-Dateien später in hoher Auflösung untersucht werden können.
Die Bilder werden zunächst per Bildauswerteprogramm in
.jpeg-Dateien verwandelt. Ein Algorithmus schneidet dann die Fotos in kleine Sub
Fotos, damit möglichst nur ein Schadenmerkmal gleichzeitig vorliegt. Diese Sub
Fotos mit ca. 250x250 Pixeln werden dann in ein neuronales Netz eingespeist.
Das neuronale Netz wurde zuvor mit Verfahren der künstlichen Intelligenz mit
mehreren 10000 Fotos von Schimmel in Kirchen trainiert. Mithilfe dieser
Algorithmen kann auftretender Schimmel auf den erfassten Fotos erkannt werden
und eine Warnung per E-Mail an den Benutzer erfolgen.
Alle nötigen Geräte und eine Anleitung zum Vorgehen in
Kirchen und historischen Gebäuden sind in einem Koffer gebündelt worden. Damit
können die Untersuchungen unmittelbar starten.
5. Schritt: Dauerüberwachung mit Schimmelkamera
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